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Crater Lake National Park

Fotomodelle − Wir stoppen bei der Dean Creek Elk Viewing Area. In diesem über 1000 Acre grossen Schutzgebiet leben nebst Vögeln und ein paar Schwarzbären und Bibern etwa 100 Roosevelt Hirsche. Von einem Aussichtsplatz direkt neben dem Highway kann man je nach Jahreszeit einige dieser Tiere beim weiden und ruhen beobachten. Wir haben Glück. Es sind etwa zehn Hirsche anwesend, die sich geduldig ablichten lassen.

 

Kühlschrank − Wir sind unsicher, ob die Strassen, die zum und rund um den Crater Lake führen, offen sind. Normalerweise ist ein grosser Teil des Nationalparks von Mitte Oktober bis Juni wegen Schnee geschlossen. Da keine, der von uns befragten Personen eine klare Antwort hat, beschliessen wir unser Glück zu versuchen und fahren los. Vorher besorgen wir aber noch einen Zusatz für den Diesel, damit dieser auch bei eisigen Temperaturen flüssig bleibt. Wir haben von Walter und Christa (Reisebekannte aus Deutschland, die wir in Alaska kennenlernten) gehört, dass sie vor rund einem Monat am Crater Lake wegen der Kälte und Höhe Probleme mit ihrem Dieselfahrzeug hatten. Wir planen am Rim des Kratersees auf über 2000 m zu übernachten und stellen uns auf eine kalte Nacht ein.

Wir erreichen rechtzeitig zum Sonnenuntergang den Nordeingang des Parks. Die Strasse ist offen und führt zu Beginn durch die topfebene Pumice Desert. Hier liegt seit dem Ausbruch des Mount Mazama (s. unten) eine etwa 15 m hohe Schicht aus Asche und Bimsstein (Pumice). Später steigt die Strasse zum Rim hoch. Wir halten mehrmals an, um den wegen der intensiven Farben schon fast kitschig wirkenden Sonnenuntergang zu fotografieren.

Auf einem Parkplatz, den wir als Nachtlager auswählen, treffen wir zwei Mädels aus dem Bündnerland. Sie sind in einem gemieteten PW unterwegs und wollen ebenfalls hier übernachten. Wir unterhalten uns eine Weile, ziehen uns aber bald in die Autos zurück. Es ist zu kalt, um noch länger draussen zu bleiben. Dick eingepackt in Thermounterwäsche, Socken, Fleecepullover und Mützen kriechen wir in unsere Schlafsäcke. Doch ein eigenartiges Geräusch hält uns vom einschlafen ab. Hoffentlich nicht wieder ein Murmeltier, welches unter Nanuq’s Motorhaube Unterschlupf sucht? Denn ein durchgebissenes Kabel können wir hier oben bestimmt nicht gebrauchen. Da weder das Anzünden der Scheinwerfer noch das Starten des Motors etwas nützen, fahren wir eine kleine Extrarunde auf dem Parkplatz. Danach herrscht zum Glück Ruhe und wir driften ins Land der Träume ab.

 

Mount Mazama − Nebelschwaden und das schwache Morgenlicht, welches nur zögerlich die Wolkendecke zu durchdringen vermag, verzaubern den See am nächsten Morgen in eine mystische Märchenlandschaft. Später, als die Sonne die Wolken verdrängt hat, kommt das intensive Blau des Sees zum Vorschein. Auf der Fahrt rund um den durchschnittlich etwa 8,5 km durchmessenden Crater Lake halten wiran fast jedem Aussichtspunkt und fotografieren ihn aus allen erdenklichen Winkeln. Wir besichtigen das Phantom Ship, die von farbigen Büschen und Moosen umrahmten Vidae Falls und den Sinnott Memorial Overlook beim Rim Village, wo wir detaillierte Informationen über die Entstehung des Crater Lake erhalten.

Der See verdankt seine Existenz dem Ausbruch des ca. 3650 m hohen Vulkans Mount Mazama vor rund7’700 Jahren. Mount Mazama gehört zusammen mit Mount St. Helens, Mount Rainier, Lassen Peak und weiteren Vulkanen zur Cascade Range (Kette), welche sich wiederum im sogenannten Ring of Fire befindet. Der Ring of Fire umgibt den Pazifischen Ozean von Neuseeland über Asien, Canada, USA bis nach Südamerika. In dieser Zone prallen verschiedene Erdplatten aufeinander und schieben sich teilweise über- beziehungsweise untereinander. Da die kontinentale Erdkruste dicker aber weniger dicht ist als die ozeanische Erdkruste, wird im Normalfall die dichtere und damit schwerere ozeanische Platte unter die kontinentale Platte geschoben. Diese Stelle wird Subduktionszone genannt. In dieser Zone kann es durch die Plattenbewegungen zu Spannungen im Gestein kommen, die sich an der Erdoberfläche als Erdbeben entladen können. Es kann aber auch zu unterirdischen Seebeben führen, die wiederum einen Tsunami auslösen können.

Dringt eine Platte tief in den Erdmantel ein, wird sie allmählich erhitzt und geschmolzen. Das geschmolzene Gestein (Magma) steigt durch Risse vom Erdmantel wieder in die Erdkruste auf und sammelt sich dort in Kammern. Ist die Magmakammer voll und entsteht durch die Freisetzung von Gasen zusätzlicher Druck, bricht der Vulkan aus. Gelangt Magma an die Oberfläche, wird es als Lava bezeichnet. Diese kann über 1200°C heiss sein. Abhängig von der Zusammensetzung kann Lava explosionsartig ausbrechen oder langsam die Hänge hinab fließen.

Der Ausbruch des Mount Mazama war explosionsartig und über 100 Mal stärker als jener am Mount St. Helens im Jahre 1980 (s. Bericht Mount St. Helens). Die Asche verteilte sich über acht amerikanische Staaten und drei kanadische Provinzen. Zurück blieb ein riesiger Krater, welcher sich nach Abkühlung des Bodens mit Regen- und Schmelzwasser zu füllen begann. Spätere Eruptionen liessen in der Caldera neue Aschekegel entstehen. Ausser Wizard Island liegen diese jedoch unter dem Wasserspiegel. Mit knapp 600 m tiefe ist der Crater Lake der tiefste See der USA und einer der tiefsten der Welt überhaupt. Das Wasser ist extrem blau und klar. Unter optimalen Umständen reicht die Sicht fast 45 m tief. Da der See weder einen Zu- noch Abfluss hat, reguliert sich der Wasserstand einzig durch Niederschläge und Schneeschmelze sowie durch die Verdunstung. Mit je ca. 128 Milliarden Liter halten sich beide Seiten die Wage. Im Crater Lake leben heute zwei Fischarten, die vom Menschen eingeführt wurden: Die Regenbogenforelle und der Kokanee Lachs.

Lange bevor die Weissen den Crater Lake entdeckten (1853) und zum schützenswerten Nationalpark erklärten (1902), war er für die Indianer ein legendenumwobener und mystischer Ort. Wahrscheinlich haben Ureinwohner, die seit über 10’000 Jahren in der Region des Mount Mazama gelebt haben, den Ausbruch des Vulkans mit eigenen Augen mitverfolgt.

Nachdem wir unseren Kopf mit diesen interessanten Fakten gefüllt haben, fahren wir weiter zum Aussichtspunkt bei Wizard Island. Für eine noch bessere Sicht auf die Insel, steigen wir zum Watchman Tower, einem alten Feuerturm, hoch. Den Sonnenuntergang verfolgen wir von der anderen Seite des Sees aus. Leider ist er heute nicht so spektakulär wie gestern. Die Sonne verschwindet schon früh hinter einer Bergkette und der Himmel verfärbt sich nur schwach. Trotz der Kälte (wegen dem unermüdlichen Wind wurde es auch tagsüber nie richtig warm) beschliessen wir nochmals eine Nacht am Rim zu verbringen.